Die steigende Beliebtheit von Elektrorädern hat auch die dunkle Seite des Tunings erreicht. Was einst das frisierte Mofa war, ist nun das getunte Elektrorad. Doch dieser Trend birgt nicht nur rechtliche Konsequenzen, sondern auch Gefahrenpotenzial. Der pressedienst-fahrrad beleuchtet die illegale Praxis des Tunings bei Elektrorädern und zeigt auf, welche Maßnahmen Antriebshersteller ergreifen, um diesem entgegenzuwirken.
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Illegaler Trend: Immer mehr Pedelec-Fahrer manipulieren ihre E-Bikes für höhere Geschwindigkeiten
Die Geschwindigkeitsbegrenzung von Pedelecs auf 25 km/h stellt für einige E-Biker ein Hindernis dar, da sie gerne schneller fahren möchten. Im Internet finden sie jedoch leicht Möglichkeiten, die Motorunterstützung zu tunen und die maximale Geschwindigkeit auf bis zu 70 km/h zu erhöhen. Diese Tuning-Praktiken werden besonders von jungen Menschen immer beliebter, wobei in den USA sogar illegale Straßenrennen mit getunten E-Bikes veranstaltet werden.
Verkehrsrecht: Tuningmaßnahmen als Verstoß eingestuft
Die Verlockung des Spaßes birgt rechtliche Konsequenzen: Das Tuning von E-Bikes führt schnell in den Bereich der Illegalität. Sobald ein manipulierter Motor das Fahrrad auf Geschwindigkeiten jenseits der 25 km/h beschleunigt, wird es nicht länger als Fahrrad, sondern als Kleinkraftrad klassifiziert. Simon Gauer, Produktmanager beim Antriebshersteller Mivice, betont die klare Kommunikation und den Verzicht auf Grauzonen gegenüber Endverbrauchern, die vermehrt Anfragen zum Thema Tuning stellen.
Das modifizierte Fahrzeug erfordert bestimmte rechtliche Voraussetzungen, darunter eine gültige Betriebserlaubnis sowie eine entsprechende Versicherung, und darf nicht länger auf Radwegen genutzt werden. Des Weiteren müssen Fahrer im Besitz eines Führerscheins der Klasse AM sein und es besteht eine Helmpflicht. Bei fehlenden Nachweisen im öffentlichen Verkehr können Geld- oder sogar Freiheitsstrafen sowie zivilrechtliche Konsequenzen wie Haftung für Personenschäden bei Unfällen drohen. Matthias Rückerl vom Hersteller Haibike fasst dies mit der klaren Meinung zusammen, dass Tuning nicht nur illegal, sondern auch gefährlich ist und daher zu Recht mit rechtlichen Konsequenzen verbunden ist.
Studie belegt: E-Bike-Tuning beschleunigt Teileverschleiß
Getunte E-Bikes sind im Straßenverkehr nicht zugelassen und unterliegen klaren rechtlichen Bestimmungen. Dies wird auch von den Anbietern von Tuning-Kits, wie beispielsweise Tuning-Dongles oder Chip-Tuning, auf ihren Internetseiten deutlich gemacht. Der Verkauf solcher Sets ist zwar legal, jedoch weisen die Anbieter explizit darauf hin, dass die getunten Fahrräder nur auf Privatgelände und nicht im öffentlichen Straßenverkehr gefahren werden dürfen. Diese Einschränkung dient dem Schutz der Verkehrsteilnehmer und der Sicherheit im Straßenverkehr.
Manipulation von E-Bikes zur Erhöhung der Geschwindigkeit kann zu erheblichen Sicherheitsrisiken führen, da viele Komponenten, wie zum Beispiel Bremsen, nicht für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Sowohl der Fahrer des manipulierten E-Bikes als auch andere Verkehrsteilnehmer sind potenziell gefährdet. Darüber hinaus erlöschen durch das Tuning auch alle Ansprüche auf Garantie, Gewährleistung und Produkthaftung, was zu finanziellen Verlusten für diejenigen führt, die das E-Bike manipuliert haben.
Vorschriften für E-Bike-Tuning: Norm EN 15194:2017 gibt vor
Die europäische Norm EN 15194:2017 wurde im Jahr 2019 eingeführt, um das Tuning von elektromotorisch unterstützten Rädern (EPAC) zu verhindern. Innerhalb dieser Norm gibt es ein spezielles Kapitel, das sich mit dem Thema „Verhindern des unbefugten Zugriffs auf den Motor“ befasst. Dieses Kapitel ermöglicht den Herstellern von Antriebssystemen, Regelungen zu implementieren, die das Tuning verhindern oder feststellen können, ob Manipulationen am Motor vorgenommen wurden. Die Norm schreibt beispielsweise die Verwendung von Plausibilitätslogiken bei den Sensoren vor, um Manipulationen zu erkennen.
Im Zuge des Serviceprozesses bei Fachhändlern oder direkt beim Fahrradhersteller können verschiedene Methoden zur Datenauslese angewendet werden, um relevante Informationen zu ermitteln oder auszuschließen. Ein Beispiel dafür ist die von Brose angebotene Option, über einen CAN-Bus eine zusätzliche Sensoreinheit anzuschließen. Dies ermöglicht die Feststellung überhöhter Geschwindigkeiten.
Im Jahr 2021 haben zahlreiche europäische Antriebshersteller Maßnahmen ergriffen, um illegalen Tuningaktivitäten vorzubeugen. Ein Beispiel dafür ist die Software von Bosch, die direkt auf unzulässiges Tuning reagiert. Wenn eine Manipulation erkannt wird, wird ein Fehlercode auf dem Display angezeigt und die Unterstützung des Systems wird automatisch reduziert. Als Folge davon sind E-Biker dazu verpflichtet, für 90 Minuten im Notlaufmodus weiterzufahren, was bedeutet, dass der Antrieb gedrosselt ist. Erst nach Ablauf dieser Zeit wird das System wieder freigeschaltet.
Bei zweimaliger Feststellung einer Manipulation bleibt nur noch der Fachhandel als letzte Lösung, um das betroffene System freizuschalten. Trotzdem gibt es bereits Tuning-Lösungen, die das System umgehen können, indem sie eine falsche Geschwindigkeit vortäuschen. Das Hauptproblem liegt in der Praxis: Da es keine regelmäßige verpflichtende Überprüfung wie bei Autos, beispielsweise die Hauptuntersuchung, für E-Bikes gibt, gestaltet sich die Feststellung und Verhinderung von Tuning ohne Werkstattbesuch äußerst schwierig.
Neue Technologien erhöhen die Sicherheit von E-Bikes
Durch den Einsatz von Hersteller-Softwarelösungen besteht die Möglichkeit, den Antrieb eines Fahrrads legal zu tunen. Dabei kann das Drehmoment des Motors an den spezifischen Einsatzzweck angepasst werden. Wenn man beispielsweise eine sportliche Runde mit steilen Anstiegen fahren möchte, kann es sinnvoll sein, das Drehmoment zu erhöhen. Dank des Fit-Systems der Biketec GmbH können Fachhandelspartner ein Upgrade durchführen, um die Fit-kompatiblen Antriebe von Panasonic und Brose von 70 bzw. 75 Newtonmeter auf 90 bzw. 95 Newtonmeter zu steigern. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Änderung des Drehmoments keinerlei Auswirkungen auf die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit hat, da der Antrieb weiterhin bei 25 km/h abschaltet. Janis Ita, Software-Spezialist bei Biketec, erklärt dies genauer.
Die Verbesserung der Beschleunigung und des Fahrspaßes ist das Resultat eines neuen Systems. Um jedoch illegalen Tuningversuchen vorzubeugen, wurde ein Schutzmechanismus implementiert. Durch eine sorgfältige Authentifizierung von bestimmten Teilen des E-Bikes und des Wartungssystems ist es nur den Partnerlieferanten möglich, ein Pedelec in ein S-Pedelec umzuwandeln.